Hopp, hopp, hopp, Pferdchen lauf Galopp…

…über Stock und über Steine, aber brich dir nicht die Beine.

Soweit ist es nicht gekommen letzten Freitag und Pferdchen bin ich auch keines, aber ich hätte mir dieses Kinderlied während meiner Hernals-Umrundung zu Herzen nehmen sollen. Dazu später mehr.

Seit der Hietzing-Umrundung waren ja bereits vier Wochen vergangen – einerseits, weil im August einige berufliche und private Verpflichtungen zu einem recht gut gefüllten Terminkalender geführt hatten und andererseits, weil ich eine spürbare Abkühlung abwarten wollte, bevor ich die nächste Runde angehe. Letzteres hat mittelgut funktioniert – gestartet bin ich um Vierteldrei bei relativ unkühlen 28 Grad. Dafür war ich aber gut ausgerüstet mit 1,5 Liter Wasser und 1 Liter Kohlenhydrate-Getränk im Gepäck und Gels hatte ich auch ausreichend dabei.

Der Großteil der Strecke muss praktischerweise gar nicht mehr vorgestellt werden, da ich deren erstes und drittes Drittel bereits im Rahmen der Schilderungen meiner Ottakring-, Währing- und Döbling-Umrundungen ausführlich beschrieben habe. Mein Rad stellte ich wieder bei der U6-Station Josefstätter Straße ab und ich hatte im Vorfeld entschieden, die Runde im Uhrzeigersinn zu absolvieren. Die folgenden 10 Kilometer kannte ich also von meiner Runde um Ottakring herum und nachdem die Laufrichtung die selbe war, ergaben sich auch keine neuen Blickwinkel oder dergleichen. Wieder ging es zunächst sanft und dann immer steiler ansteigend rauf zum Wilheminenberg. Dort bin ich aber nicht sofort die Eselstiege runtergelaufen, sondern noch ein Stückchen weiter die Savoyenstraße rauf. Die Bezirksgrenze führt nämlich durch ein Privatgrundstück hindurch und dieses Mal wollte ich nicht gleich um dieses herum laufen, sondern alle zugänglichen Abschnitte der Bezirksgrenze „auskosten“. Ungefähr an dieser Stelle hätte ich die Umzäunung des Grundstücks durchbrechen müssen, um der Bezirksgrenze weiter zu folgen:

Ein Stückerl hinter diesem Zaun verläuft die Grenze zwischen 16. und 17. Bezirk.

Danach ging es wieder zurück zur Eselstiege (weil eine Umzäunungsdurchbrechung selbstverständlich nicht zur Debatte stand), diese runter und unten in den Ottakringer Wald hinein. Auf dem nun folgenden 4,5 Kilometer langen Abschnitt über Wanderwege und Singletrails hat es sich definitiv ausgezahlt, dass ich geländegängige Laufschuhe anhatte und keine profillosen Straßenlaufschuhe – das war ja eine der Lehren, die ich aus der Ottakring-Umrundung ziehen durfte. Dieser Abschnitt war anfangs wieder anstrengend (weil nach wie vor recht steil) und die flowige Bergabpassage runter zur Amundsenstraße hat, wie schon im Juni, Spaß gemacht. Allerdings sind die Sträucher und anderen Pflanzen entlang des Weges während des Sommers brav weitergewachsen, weswegen einige der Abzweigungen deutlich schwerer zu erkennen waren. Zwei oder drei Mal bin ich falsch oder nicht abgebogen und musste folglich jeweils wieder zurück zur „richtigen“ Strecke laufen. Unten angekommen musste ich einerseits erkennen, dass ich nicht, so wie ich das eigentlich vorhatte, auf den Parkplatz gegenüber vom Edenbad laufen konnte (die Bezirksgrenze umrahmt diesen quasi), weil dieser nämlich versperrt und nicht öffentlich zugänglich ist. Andererseits bin ich wie geplant noch ein Stück weiter durch den Ulmenpark zum dort befindlichen Trinkbrunnen gelaufen.

Impressionen vom Ottakringer Wald.

So, und nun folgte Neuland für mich, also ein ungefähr 9 Kilometer langer, von mir noch nie belaufener Abschnitt. Eingeleitet wurde dieser von den 2,5 unspaßigsten Kilometern, die ich im Rahmen meines Bezirksumrundungsprojekts bisher erleben „durfte“. Und zwar musste ich die Amundsenstraße rauf zum Schottenhof und dann wieder runter bis zu einer Abzweigung kurz vor dem Hanslteich laufen. Die Sonne hat runtergeknallt, rauf zum Schottenhof war es teilweise ordentlich steil, vor allem aber ist die Amundsenstraße bekanntermaßen stark befahren, die Autos und Lastwägen donnern mitunter recht schnell dahin und es gibt keinen Gehweg unmittelbar daneben. Ich bin also am Straßenrand gelaufen (wenn mir keine Autos entgegengekommen sind) oder im (ziemlich unebenen) Bankett neben der Straße (sobald ich Gegenverkehr erblickte). Das war alles andere als lustig und ich war sehr sehr sehr froh, als ich den Dornbach bzw. die daneben befindliche Abzweigung in den Wald hinein erreichte. Dass die Grenze von Hernals hier eigentlich noch etwa 150 Meter weiter entlang der Amundsenstraße verläuft und dann quasi einer Spitzkehre zurück zum Dornbach folgt, habe ich in diesem Moment glatt vergessen und diesen kleinen Bezirksgrenzenspitz folglich ausgelassen. Auch im Nachhinein ist mir das aber relativ egal.

Die Amundsenstraße, ein Paradies für Fußgänger und Läufer.

In weiterer Folge ging es eine Forststraße wieder bergauf, dann über den (ziemlich ausgetrockneten) Dornbach (oder Alsbach? Strava sagt, das war der Alsbach, Google Maps behauptet hingegen, dass das der Dornbach war…?) auf einen (deutlich steileren) Waldweg und als das GPS meines Handys meinte, dass ich mich mehr oder weniger auf der Stadtgrenze befinden würde, bin ich zuerst durch den Wald and dann über eine Wiese rauf zur Exelbergstraße gewandert. Nicht wundern, ich habe ja vor ein paar Einträgen geschrieben, dass ich mich in Naturschutzgebieten ordnungsgemäß verhalten und ein gegebenenfalls bestehendes Wegegebot niemals missachten möchte. Ich habe im Vorfeld dieses Laufs versucht, mich bestmöglich zu informieren und offenbar trifft für die drei Stellen, an denen die Bezirksgrenze quer durch den Wald verläuft (die gerade beschriebene Stelle ist eine davon) nichts davon zu. Es wird wohl (aus Sicherheitsgründen, vermute ich) nicht dazu geraten die „offiziellen“ Wegen zu verlassen, verboten ist das aber allem Anschein nach nicht. Ich hoffe, dass ich da nichts falsch interpretiert habe, bin mir aber eigentlich recht sicher, dass meine Laufstrecke durchwegs rechtens war.

Mein Weg zur Exelbergstraße: zuerst kurz durch den Wald, dann über Wiesen.

Wie auch immer, kurz bin ich entlang der Exelbergstraße gelaufen, um bei der nächsten Gelegenheit wieder in den Wald einzutauchen. Dort bin ich recht bald eine steile Böschung hochgeklettert, um auf der Grenze zu bleiben (das war die zweite der drei erwähnten Stellen). Danach bin ich falsch abgebogen und ein paar hundert Meter bergab gelaufen, was ärgerlich war, weil ich diese Strecke dann wieder retour bergauf zurücklaufen musste. Dann ging es rauf zum Hameau, welches quasi zu umrunden war. Wiederum hat das abseits der Wege stattgefunden – in diesem Fall handelte es sich aber um keine hundert Meter, die ich durch den Wald gestapft bin (eher weniger), um auf der anderen Seite zum Grenzweg zu gelangen. Diesem war nun in östlicher Richtung zu folgen, bis ich zu einer Abzweigung in der Nähe des Dreimarksteins gekommen bin, die ich von meiner Döbling-Umrundung bereits kannte.

Der Weg runter vom Dreimarkstein zur Höhenstraße.

Jetzt galt es zur Höhenstraße zu gelangen und in weiterer Folge zu den beiden letzten Anstiegen auf den Michaelerberg und, zum Abschluss, auf den Schafberg. Dafür, auch dieser kurze Abschnitt war in meinem Hirn noch sehr präsent, musste ich einen steilen, teilweise asphaltierten Weg durch den Wald runter zum Waldrandweg laufen. Die Bezirksgrenze führt von hier aus durch das Gelände der American International School. Diese kann man zwar nicht durchqueren, aber ein paar Meter außerhalb davon führt ein steiler Weg runter zur Höhenstraße.

Über Stock und über Steine…

Was soll ich sagen? Kurz war ich scheinbar unaufmerksam und prompt bin ich mit dem rechten Fuß an einer Wurzel hängengeblieben und umgefallen wie ein Bahnschranken. Gelandet bin ich in erster Linie auf der rechten Schulter und dem rechten Knie und auch ein wenig auf beiden Händen. Unglücklicherweise ist der Sturz auf einem steindurchsetzten Stück passiert. Die Schulter hat ein paar Kratzer abbekommen, was nicht weiter schlimm war – ich hab das erst viel später beim Duschen bemerkt. Auf den Händen habe ich mich an vier Stellen aufgerissen und speziell die Aufschürfung am rechten Handballen war und ist relativ lästig und unangenehm. Am rechten Knie hat es mich aber ordentlich erwischt – innerhalb weniger Minuten war mein Schienbein blutüberströmt. Auf den Händen haben die diversen Blutungen recht bald aufgehört, allerdings habe ich mich mehrfach in mein (nun nicht mehr ganz so) weißes Laufshirt gewischt. Insgesamt habe ich schon recht wild ausgeschaut. Im ersten Moment hat das Knie wehgetan, nach ein paar Schritten habe ich aber befunden, dass das für die verbleibenden knapp 10 Kilometer aushaltbar sein wird. Und damit sollte ich auch recht behalten – natürlich hat mich der Sturz in weiterer Folge gebremst und es wäre mir natürlich lieber gewesen, die Runde unversehrt zu beenden, aber den Versuch abzubrechen wäre sehr ärgerlich gewesen. Und ich musste ja sowieso irgendwie zu meinem Rad gelangen.

Was nimmt man nicht alles auf sich?

Noch ein wenig unter Schock bin ich also im Zombie-Modus die Höhenstraße entlanggewackelt, um, wie auch schon im Zuge meiner Währing-Umrundung, den Einstieg zum Weg rauf auf den Michaelerberg nicht zu finden. Nach einer kurzen und steilen Querfeldeinpassage habe ich den Weg dann doch entdeckt und ich bin hochgestiegen, danach wieder runter, an den Kleingartenvereinen Vogelsang und Pötzleinsdorf vorbei, zum Kleingartenverein Michaelerwiese, um diesen herum (weil die eigentliche Grenze unterhalb davon hier immer noch unerreichbar ist) und schließlich rauf zum Schafberg. Oben angelangt habe ich mich dann trotz der Umstände kurz über den schönen Ausblick gefreut und bin über die Schafbergwiese zurück in die Zivilisation gelaufen. Nachdem hier die Bezirksgrenze wiederum durch einen Privatgrund verläuft und ich dieses Eck bei meiner Währing-Umrundung ausgelassen habe (und ich so schnell wohl nicht mehr in die Gegend komme), war nun ein letzter Umweg angesagt, und zwar die Kreuzwiesengasse runter zum Eingang des besagten Grundstücks der Missionsschwestern „Königin der Apostel“ – somit war auch dieser (zugängliche) Teil der Grenze zwischen 17. und 18. Bezirk erledigt.

Schöner Ausblick auf der Schafbergwiese und weiter unten dann der Eingang zu den Missionsschwestern.

Bevor es nun vorbei am Schafbergbad, einigen Kleingartenvereinen, dem Gersthofer Friedhof und entlang diverser Straßenzüge an der Grenze zwischen 17. und 18. Bezirk zurück zum Gürtel gehen sollte, war noch ein letzter Zwischenstopp beim Trinkbrunnen in der Josef-Redl-Gasse angesagt – einerseits um zu trinken, andererseits um das Massaker auf meinen rechten Knie bzw. das Blutbad auf dem darunterliegenden Schienbein zu reinigen. Kurz vor dem Ende meiner Runde wäre ich an einer Ecke beinah mit einer älteren Dame kollidiert, konnte aber glücklicherweise in allerletzter Sekunde ausweichen. Sie hat mich von oben bis unten gemustert und meinte nur „No, se san oba heit a scho gstiazt!“ – stimmt, da hatte sie recht.

Ins „Ziel“, also zurück zu meinem Startpunkt, bin ich nach einer Laufzeit von 4:09:17 Stunden gekommen (bei einer verstrichenen Zeit von 4:44:53 Stunden). Aufgrund der zwei oder drei Irrwege bin ich ungefähr einen Zusatzkilometer gelaufen, bin in Summe auf 31,67 Kilometer gekommen und habe dabei knapp über 1000 Höhenmeter überwunden. Ursprünglich hätte ich für die im Idealfall etwas mehr als 30 Kilometer lange Runde mit einer Zeit von 4 Stunden gerechnet, was ja eigentlich eh ziemlich gut hinkommt.

Exakte Grenze von Hernals (in rot) und mein GPS-Track (in blau): bin zufrieden, war überall so exakt auf der
Grenze, wie das im legalen Rahmen bzw. realistischerweise möglich ist.

Kraftmäßig hatte ich keine Probleme, hätte sicherlich schneller laufen können und war selten bis nie in der Nähe von irgendeinem Limit. Meine Gelstrategie habe ich nicht wirklich konsequent befolgt – geplant war das erste nach einer Stunde und dann alle 30 Minuten eines nachschießen. In der Realität sind eineinhalb Stunden bis zum ersten Gel vergangen und danach betrug der Abstand zwischen den Gels 30 bis 45 Minuten, wodurch ich insgesamt auf vier Gels gekommen bin. Das hat aber scheinbar trotzdem gut gepasst, weil ich mich zu keinem Zeitpunkt schwach oder energielos gefühlt habe. Ohne diesen blöden Sturz wäre die Runde also ein voller Erfolg gewesen. Und abgesehen von der Amundsenstraße, auf der ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bis ans Ende meiner Tage keinen einzigen Laufschritt mehr absolvieren werde, kann ich die Strecke an sich eigentlich auch empfehlen, sehr abwechslungsreich, viel Grün, viele Hügel, hat Spaß gemacht.

Was mir leider auch wieder mal eindrucksvoll vor Augen geführt wurde, ist, dass man sich vor langen Läufen wirklich um seine Zehennägel kümmern sollte. Meine Inov-8 Parkclaw sind mir nicht zu klein, aber schon relativ eng (eine halbe Nummer größer wäre sicherlich besser) und die Nägel auf meinen großen Zehen waren jeweils ein wenig zu lang. Während des Laufs ist mir das gar nicht aufgefallen, erst daheim nach dem Duschen, aber das Unausweichliche ist natürlich passiert: Auf beiden Zehen haben sich Blasen unter den Nägeln gebildet. Herz, was willst du mehr…

Ob die nächste Runde bereits diese Woche am Freitag oder Samstag stattfinden wird (was theoretisch möglich wäre), kommt darauf an, wie schnell sich mein rechtes Knie erholt und wie lange es dauert, bis die beiden Blasen verschwinden. Motiviert wäre ich ja, aber schmerz- und blasenfrei möchte ich halt schon sein, wenn ich zu meiner vorvorvorletzten Bezirksumrundung aufbreche. Nachdem die Umrundung der Donaustadt definitiv das Grande Finale dieses Projekts sein wird, stünden Penzing (knapp 41 Kilometer lang, wieder über 1000 Höhenmeter), Liesing (44 Kilometer lang) und Floridsdorf (je nachdem, wie genau ich der Grenze folgen möchte, zwischen 35 und 43 Kilometer lang) zur Auswahl. Ich glaube fast, dass ich Lust auf den ersten Teil von Transdanubien (also Floridsdorf) habe. Schau ma mal, ob das was wird.

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