Mein Weg zum Berufs-Akademiker

Ich muss gestehen, dass es eigentlich nie mein Ziel war, an einer Uni zu landen. Es war allerdings auch nie mein Ziel, dass das nicht passiert. Es hast sich irgendwie so ergeben.

Nach der Unterstufe im Gymnasium hat es mich zunächst mal an eine HTL verschlagen, einerseits aus privaten Gründen (der Umzug meiner Eltern und somit auch von mir hat einen Ortswechsel mit sich gebracht, was in weiterer Folge auch einen Schulwechsel bedingt hat), andererseits weil mich der ausgesuchte Zweig (Wirtschaftsingenieurwesen) tatsächlich interessiert hat. Dann Bundesheer und somit eine fast einjährige Nachdenkpause. Ich habe dann ein paar Vorstellungsgespräche über mich ergehen lassen und bin zu der ernüchternden Einsicht gekommen, dass die Türen zu den Managementetagen dieser Welt doch nicht so weit offen stehen wie uns das in der HTL eingebläut worden ist – mit nicht mal 20 Jahren ist man halt noch ein wenig naiv. Nachdem sowieso die ganze Zeit auch im Raum stand, meine persönliche Phase der (Aus-)Bildung noch ein wenig zu verlängern, nämlich im Zuge eines Universitätsstudiums, waren meine nicht so erbaulichen Vorstellungsgespräche dann quasi die Initialzündung für meine Erkundung der diversen Studienangebote an den für mich relevanten Wiener Unis – also der Hauptuni (ja, ich weiß, das darf man eigentlich nicht sagen), der TU, der WU und auch der BOKU. Am Ende wurde der Entschluss gefasst (mehr oder weniger aus einem Bauchgefühl heraus), es mit der Studienrichtung Bauingenieurwesen an der TU Wien zu probieren.

Im Studium war ich dann nicht unbedingt überragend, aber im Großen und Ganzen durchaus vorn dabei und konnte es nach elf Semester knapp außerhalb der Mindeststudiendauer recht erfolgreich abschließen. In den Endzügen des Diplomstudiums konnte ich dann auch schon den Kontakt herstellen zu einem jungen, aufstrebenden Postdoc, der zunächst mein Diplomarbeitsbetreuer und dann recht bald auch mein Förderer und Unterstützer wurde. Auch hier hat der Zufall eine große Rolle gespielt. Auf der Suche nach Wahlfächern – man konnte bzw. musste neben den Pflichtgegenständen aus bestimmten Katalogen weitere Fächer auswählen – bin ich auf eine Lehrveranstaltung gestoßen mit einem äußerst ungewöhnlichen Namen. Die Beschreibung der Inhalte hat mich dann neugierig gemacht, weswegen ich auch teilgenommen habe. In der Vorlesung selbst war ich dann tatsächlich der einzige Diplomstudent im Seminarraum, der „freiwillig“ anwesend war. Der Rest waren Doktoratsstudenten vom Institut des Vortragenden und noch ein oder zwei seiner Diplomanden, die quasi zwangsverpflichtet wurden. Und so bin ich dann mit ihm, also meinem späteren Mentor, ins Gespräch gekommen. Hätte ich damals diese Vorlesung im Vorlesungsverzeichnis nicht entdeckt, hätte mein weiterer Werdegang vielleicht oder sogar ziemlich sicher ganz anders ausgesehen. Der erste Akt der persönlichen Förderung, die mir zuteil wurde, war nämlich, dass Finanzierungen aufgestellt wurden, die mir eine Stelle als Projektassistent beschert haben, was mir wiederum ein Doktoratsstudium ermöglichte. Und wieder: Zufälle. Mehrzahl! Weil unmittelbar, nachdem ich davon überzeugt wurde, dass ein Doktoratsstudium das Richtige für mich wäre, gab es exakt kein Geld für mich bzw. für meine Stelle. Als es dann fast schon aussichtslos war, wurden plötzlich zwei große EU-Projekte bewilligt und ich konnte loslegen.

Gegen Ende des Doktoratsstudiums stand dann eine wirklich große Entscheidung an. Privatwirtschaft oder an der Uni bleiben? Wiederum habe ich Ersteres nicht kategorisch ausgeschlossen und ein wenig sondiert. Über all dem schwebte aber meine erfolgreiche Bewerbung für eine Postdoc-Stelle an der University of Western Australia. Und dafür habe ich mich dann letztlich auch entschieden – mit ungewisser Fortführung nach Ablauf der für drei Jahre ausfinanzierten Position. Es war zwar immer vorgesehen, dass unser Auslandsaufenthalt ein vorübergehendes Abenteuer wird, wirklich gewusst haben wir aber nicht, was wie lange auf uns zukommt. „Unser“ bzw. „wir“, weil mich damals meine Freundin begleitet hat. Nach nur einem Jahr wurde mir dann plötzlich und sehr unerwartet ein Angebot gemacht, längerfristig zu meinem alten Institut zurückzukehren. Weil Australien halt schon ziemlich weit weg ist und wir zwar kein Heimweh, aber doch so etwas wie eine leise Sehnsucht nach unserem Zuhause und vor Allem unserer Familie hatten, kehrten wir Australien dann doch verfrüht den Rücken zu. Zwar wollten wir nicht schon nach dem ersten Jahr wieder heimkehren – für ein Jahr hätte sich die Auswanderung gar nicht so wirklich ausgezahlt, weder beruflich noch privat – aber nach zwei Jahren ging es dann wieder zurück in die Heimat. Zunächst bin ich in die Rolle eines Universitätsassistenten geschlüpft (weil eine entsprechende Position frei wurde – zufällig) und nach wenigen Jahren wurde – zufällig – eine Laufbahnstelle ausgeschrieben, also eine unbefristete Position (was derzeit an Österreichs Unis im mittleren Karrierestadium so ziemlich das Nonplusultra ist hinsichtlich Planungssicherheit), für die ich aufgrund meines Werdegangs perfekt geeignet war. Und die habe ich dann auch bekommen, habe ein paar Jahre später eine sogenannte Qualifizierungsvereinbarung erfüllt und sitze seither ohne Befristung als Associate Professor fest im Sattel.

Warum diese ausführliche (aber eigentlich nicht wirklich interessante) Schilderung? Ich möchte in erster Linie veranschaulichen, dass man so eine Karriere an der Uni nicht wirklich planen kann. Man kann die relevanten Leistungen erbringen – dazu ein anderes Mal mehr – aber sicher sein kann man sich keinesfalls, dass jene Position, die man anstrebt, auch verfügbar ist, wenn man sie gerade braucht. Im Endeffekt ist es wohl so, dass man zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort sein muss. So einfach ist (oder eigentlich war) das – und so schwer.

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