Ziele braucht der Mensch, keine Wehwehchen!

Aus einem harmlosen Gespräch…

Am Montag der letzten Woche plauderte ich mit einem Arbeitskollegen länger über das Laufen im Allgemeinen, über das unerschöpfliche Thema „Laufschuhe“ sowie über die Winterlaufserie des Vienna City Marathons. Nach diesem Gespräch konnte ich mich des Wunsches quasi kaum erwehren, beim dritten Lauf dieser Serie mitzumachen. Der folgende Entschluss war also schnell gefasst: 10. März, Halbmarathon, Start auf der Reichsbrücke, dann in den Prater und zweieinhalb Mal die Hauptallee hin und her trommeln.

…wurde schnell eine ambitionierte Idee…

Eigentlich hatte ich ja nicht vor, 2024 irgendwo mitzulaufen, wo ich (für meine Verhältnisse) schnell laufen wollen würde. Ich könnte es ja auch langsam(er) oder zumindest gemütlich(er) angehen – theoretisch. Aber dafür lohnt sich die Startgebühr von 30 Euro meiner Meinung nach nicht. „Ganz oder gar nicht“ lautete also die Devise.

Ein Halbmarathon ist bekanntlich eine heikle Angelegenheit, zumindest wenn man ihn voll laufen möchte. Ich hoffe, ich schreibe keinen Blödsinn, aber Ziel sollte es meinem Verständnis nach sein, den Großteil des Laufes knapp unterhalb der anaeroben Schwelle zu bleiben. Es gilt also den Drahtseilakt zu meistern, einerseits nicht zu langsam zu laufen (weil dann ist man nicht schnell genug), aber auch nicht zu schnell (weil dann wird man schneller als einem lieb ist langsamer). Und das sollte man über einen gar nicht so kurzen Zeitraum durchhalten.

Das so hinzukriegen ist durchaus keine kleine Herausforderung. Die Chance, elendiglich einzugehen ist recht groß, wenn man ohne jegliche Vorbereitung versucht, einen Halbmarathon so zu laufen, dass man sein aktuelles Leistungspotential ausschöpft. Glücklicherweise erfolgte meine spontane Eingebung, an diesem Lauf teilnehmen zu wollen, sechs Wochen minus einem Tag vor dem Bewerb. Das ist zwar nicht viel, aber die Halbmarathon-Trainingspläne aus meinem alten Laufbuch von Herbert Steffny gehen über exakt sechs Wochen, perfekt also. Und ich würde ja nicht von Null weg starten, sondern stehe bzw. stand ohnehin mehr oder weniger im Training.

Also, welcher Plan würde es werden? Zur Auswahl standen zwei Pläne, der mit einer Zielzeit von 1:49 Stunden sowie jener, der mir eine Zeit von 1:38 Stunden ermöglichen soll. Realistischerweise sollte ich irgendwo dazwischen landen können, die Vorgaben des erstgenannten Plans empfinde ich eigentlich als zu leicht, jene des zweitgenannten sind fordernd, aber ok. Ich wollte mich also an den schnelleren Trainingsplan wagen, und gegebenenfalls bei den Tempoeinheiten zurückzurudern, wenn sich diese als zu schnell für mich herausstellen würden. Was die Zielpace für den Bewerb selbst betrifft, wollte ich mich am Ende festlegen, abhängig davon, wie es im Training laufen würde.

…die sofort angegangen wurde…

Gleich am Montag standen drei Intervalle zu je zwei Kilometer in der (laut Plan) angestrebten Wettkampfpace (von etwa 4:40 min/km) auf meinem Programm. Naaaja. Das Training an sich konnte ich durchaus gut bewältigen, aber dieses Tempo mehr als 1 1/2 Stunden lang durchhalten…das konnte und kann ich mir bei allem Optimismus kaum vorstellen. Am Mittwoch der ersten Trainingswoche folgte ein Tempodauerlauf über acht Kilometer in 5er-Pace. Erkenntnis dieser Einheit: Wenn ich mich nicht verletze bis zum Halbmarathon, würde dieses Tempo (und auch ein bissi schneller) ziemlich sicher möglich sein, dh eine 1:44:XX-er Zeit wäre wahrscheinlich drin.

Apropos „wenn ich mich nicht verletze“: Es kann an den bei diesen beiden Einheiten verwendeten Schuhen liegen (meine alten Nike Pegasus 38), die schon etwa zwei Jahre lang in meinem Schuhregal zuhause sind und knapp 700 Kilometer auf dem Buckel haben, aber für meine Knie waren die beiden Tempotrainings schon eine ziemliche Herausforderung.

Sehr interessant war, was beim Tempodauerlauf mit meinem linken Fuß passiert ist. Knapp nach der Hälfte schmerzte plötzlich die Außenseite des linken Knies – aufhören oder weitermachen? Weitermachen! Ich war ohnehin nicht weit weg von daheim, dh ein Abbruch und nach Hause marschieren war jederzeit möglich. Ein paar Minuten später ist der Schmerz dann in die Kniekehle gewandert. Und wieder ein paar Minuten später, also gegen Ende der acht Kilometer, hat der ganze Wadenmuskel wehgetan und ist zunehmend taub geworden. Ich habe ja schon einiges erlebt an Verletzungen, Schmerzen und Wehwehchen, aber das war neu. Ich vermutete zunächst, dass das alles eine Nervensache ist, weil warum sollte der Schmerz sonst innerhalb so kurzer Zeit durch meinen Körper reisen? Am Tag danach tat nichts mehr weh, ich hatte lediglich so ein „griaslades“ Gefühl in der Wade.

Nun folgten ohnehin zwei Ruhetage, am Samstag und am Sonntag sollten ein kürzerer langsamer und ein längerer noch langsamerer Lauf folgen. Den ersten davon absolvierte ich auf dem Laufband – easy, Knie scheinbar wieder ok, ganz minimal spürte ich etwas, quasi nur noch das leise Echo des Gefühls, das ich am Mittwoch hatte. Der Sonntag war dann leider desaströs. Bereits nach 20 Minuten musste ich aufgrund der Schmerzen an der Außenseite meines linken Knies immer wieder Gehpausen einlegen. Beim Gehen war ich mehr oder weniger sofort schmerzfrei, aber jeder noch so langsame Laufschritt war eine ziemliche Qual.

…und deren Konsequenzen nicht lange auf sich warten ließen

Realistischerweise kann ich meine Ambitionen nun erstmal begraben. Eigentlich den ganzen Frühling betreffend – ob ich beim Lindkogeltrail mitmachen bzw. im Frühling zu meiner Donaustadtumrundung aufbrechen kann, ist aus heutiger Sicht höchst fraglich. Nach Konsultation von Dr. Google bin ich mir ziemlich sicher, dass es sich um ein klassisches Läuferknie handelt. Grundsätzlich ist das nicht tragisch und sollte wieder komplett verschwinden, aber ich muss mir halt leider ein wenig Zeit geben. Ich werde mir schnellstmöglich einen Termin bei jenem Orthopäden/Manualtherapeuten holen, der meiner Frau bei ihren Wirbelsäulenproblemen helfen konnte (um mein Gestell wieder halbwegs einzurichten) und mein Programm hinsichtlich Krafttraining und Yoga verdichten. Möglicherweise lasse ich mich auch von einem Physiotherapeuten ein- oder zweimal im Fitnessstudio anleiten.

In erster Linie heißt es nun abwarten und hoffen.

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