Stimmt gar nicht, nach meiner Wieden-Runde folgte letzten Freitag gleich im Anschluss die Mariahilf-Runde und aufgrund des wirklich schönen Frühlingswetters, das sehr dazu eingeladen hat, im Freien zu verweilen, war auf der halben Runde wirklich die Hölle los. Soll heißen: es hätte sehr wohl etwas zu sehen gegeben, ich hätte auf ein erfrischendes Getränk einkehren oder mir unterwegs ein Eis gönnen können. Startpunkt war erneut die Ecke Getreidemarkt / Rechte Wienzeile und wieder bin ich zunächst stadtauswärts entlang des Naschmarkts gelaufen, dieses Mal aber nicht links in die Kettenbrückengasse abgebogen, sondern gerade weiter gelaufen, der U4 bzw. dem hier noch nicht sichtbaren Wienfluss flussaufwärts folgend. Relativ bald musste ich die Ideallinie aber wohl oder übel verlassen, weil man im Bereich der Pilgramgasse wegen der derzeit im Bau befindlichen Neu- bzw. Weiterführung der U2 einer Baustelle ausweichen muss.
Nach dieser Baustelle konnte ich problemlos laufen wie geplant, zuerst weiter entlang der Wienzeile (wo alle Parks und Gastgärten berstend voll waren) und dann rechts den Gürtel rauf. Diese ganzen inneren Bezirke bringen halt leider den Umstand mit sich, dass jeweils auch ein kleines Stück am Gürtel zu laufen ist. Ich kenne den Gürtel eigentlich schon mein ganzes Leben, allerdings immer nur als Mittel zum Zweck, als stets verstopfte Verkehrsader. Als Kind habe ich wöchentlich locker eine Stunde oder länger im Stop-and-Go-Modus am Gürtel verbracht, wenn meine Eltern und ich am Samstag nach der Schule aus der Stadt raus und am Sonntag Abend wieder reingefahren sind. Das war noch jene Zeit, als die Gehsteige entlang des Gürtels am Abend quasi zum Laufsteg der Protagonistinnen des Wiener Rotlichtmilieus wurden. Heutzutage bin ich in dieser Gegend nur mehr selten unterwegs, aber ganz offenkundig – das erkennt man auch tagsüber – gibt es die diversen Etablissements nicht mehr (oder man sieht sie nicht mehr). Warum das so ist, weiß ich ehrlich gesagt nicht. Möglicherweise haben sich die gesetzlichen Rahmenbedingungen geändert, oder die Szene hat sich einfach verändert und/oder ist nun an anderen Orten zuhause. Wie auch immer, schöner ist der Gürtel trotzdem nicht geworden. Worauf ich hinaus will: Großen Spaß macht das Laufen am Gürtel nicht, weil Verkehrslärm und der entsprechende Gestank, weil mitunter zwielichtige Gestalten (auch am helllichten Tag und obwohl die Wiener Unterwelt den Gürtel nicht mehr wie früher im Griff hat) und weil schlicht und ergreifend grässliche Gegend (meiner natürlich vollkommen subjektiven Meinung nach).
Das Gute an den Laufabschnitten am Gürtel: allzu lang dauern sie nicht. Nach ein paar Minuten habe ich den Westbahnhof erreicht und bin in die Innere Mariahilfer Straße abgebogen. Dort war es dann, wie schon am Montag im Zuge meiner Neubau-Runde, ein Hindernislauf durch die Horden von tausenden Shoppingwütigen und Spaziergängerinnen und -gängern. Mit ein wenig Wehmut bin ich an den diversen Eissalons vorbeigelaufen, wohlwissend allerdings, dass mir ein kleiner Umweg zum Büro zurück ein hochverdientes und gut gefülltes Stanitzl bescheren würde. Am Ende noch den Getreidemarkt hinunter und fertig.
Ein paar Zahlen zu dieser Runde: 6,02 km war sie lang, 34:24 Minuten bin ich gelaufen (bei einer insgesamt verstrichenen Zeit von 38:09 Minuten), was eine Pace von 5:43 min/km ergibt. Hinsichtlich Spaß, Freude und gute Laune war diese Runde und eigentlich auch jene um die Wieden herum unmittelbar davor eher so mittelsuper – ich habe mich so ganz generell nicht übermäßig fit gefühlt an jenem Tag, aber wenn man ein Ziel vor Augen hat (so abstrus dieses auch sein mag), kämpft man sich halt durch.