Nach Teil 3 gleich Teil 4, fast ohne Atempause quasi. Das auch deswegen, weil ich mich auf den letzten Eintrag beziehen möchte. Dort habe ich ja geschrieben, dass ich im zarten Alter von knapp 14 Jahren von meinen Eltern verschleppt wurde. Der Umzug erfolgte aus familiären Gründen und führte mich/uns ins nördliche Weinviertel. Genauer gesagt in ein kleines Dorf namens Gnadendorf. Obwohl mein erster Laufversuch im Schlosspark Schönbrunn – nacherzählt in Teil 3 der Laufreviere-Serie – nicht unbedingt ein durchschlagender Erfolg war, habe ich kurz später trotzdem damit begonnen, regelmäßig zu laufen. Was dafür meine Initialzündung war, weiß ich nicht mehr, null Erinnerung. Beim Fußballtraining wurde halt öfters gelaufen (10 Runden zum Aufwärmen oder ähnliches) und ich bilde mir ein, dass ich schon ein wenig Lauferfahrung hatte, als beim Bundesheer Dauerläufe am Programm standen. Ich muss also so ungefähr 18 Jahre alt gewesen sein, als ich, startend bei meinem Elternhaus in Gnadendorf, immer wieder mal zu Läufen aufgebrochen bin. Oder meine Erinnerung spielt mir einen Streich und mich haben die Läufe beim Bundesheer dazu motiviert, auch im zivilen Leben laufen zu gehen. In diesem Fall hätte ich dann eben mit 19 begonnen, langsam zum Läufer zu mutieren. Entweder so oder so. Nachdem ich dann mit Mitte 20 endlich ausgezogen und nach Wien zurückgekehrt bin, habe ich die Gegend um Gnadendorf herum für einige Jahre läuferisch vernachlässigt und erst in den letzten paar Jahren wiederentdeckt. Wenn wir meine Eltern besuchen – und das tun wir, seit unsere Kinder auf den Welt sind, recht oft – nehme ich also immer wieder mal meine Laufsachen mit und drehe dort meine Runden.
Die Leiser Berge sind, um es ganz nüchtern zu beschreiben, ein paar Hügel, welche nördlich von Ernstbrunn liegen. Im Jahre 1970 wurde jenes Gebiet, welches sich über die Gemeinden Ernstbrunn, Gnadendorf, Ladendorf, Asparn an der Zaya, Neubau, Oberleis und Niederleis erstreckt, dann zum Naturpark ernannt. Wikipedia und die Homepage des Naturparks stellen zahlreiche Informationen hinsichtlich der geografischen, geologischen und biologischen Gegebenheiten bereit – diese sind durchaus interessant, sollen aber jetzt nicht Thema sein. Der höchste Punkt des Naturparks ist jedenfalls der Buschberg, dessen Gipfel nicht weniger als 491 Meter über Meereshöhe liegt und damit der höchste Berg des Weinviertels ist. Naja, Berg… Ohne die Radarkugel von Austro Control, die auf dem Buschberg errichtet wurde, wäre der Buschberg nicht wirklich als Berg zu erkennen, so ehrlich muss man schon sein. Aber Buschhügel hätte dann auch wieder komisch geklungen.
Viele meiner Läufe im nördlichen Weinviertel finden zwischen Gnadendorf und dem Buschberg statt. Dank der in diesem Gebiet intensiv betriebenen Land- und Forstwirtschaft gibt es hier zahlreiche Wege und verschiedenste Möglichkeiten, schöne Laufrunden zu finden. Für mich, der ich ja hauptsächlich in der Lobau unterwegs bin, sind diese Runden hinsichtlich der dabei zustande kommenden Höhenmeter auch durchaus herausfordernd. Wirklich weit rauf kommt man vielleicht nicht, aber es reiht sich ein Hügel an den nächsten – es geht fast immer rauf oder runter. Manchmal laufe ich auch Runden, die sich eher in den Norden hinauf erstrecken. Da befinde ich mich dann, wenn mich nicht alles täuscht, nicht mehr im Naturpark, deswegen habe ich diesen Eintrag auch „…und Umgebung“ getauft. Landschaftlich ändert sich aber nicht viel, zumindest nicht dort, wo ich üblicherweise unterwegs bin. Noch ein wenig weiter nördlich folgt auf das Hügelland dann die sogenannte Laaer Ebene, da ist es dann mit den Hügeln vorbei. Dort bin ich aber noch nie gelaufen. Tempotraining oder dergleichen stelle ich mir in den Leiser Bergen relativ schwer vor, eben weil es so gut wie nie richtig flach ist, aber ich genieße die Abwechslung zu meinen Läufen daheim, die ja alle wirklich brettleben verlaufen, sehr. Der Fantasie sind jedenfalls kaum Grenzen gesetzt. Man könnte sich wohl recht problemlos einen 100 Kilometer-Lauf in den Leiser Bergen überlegen, mit irgendwas zwischen 2000 und 3000 Höhenmeter garniert. Wenn man das denn unbedingt will.
Zur abwechslungsreichen Routenwahl sollte ich noch ein paar Worte verlieren. Ja, es gibt viele Möglichkeiten, die diversen Wälder zu durchstreifen. Das Spektrum reicht dabei von befestigten (aber nicht asphaltierten) Forststraßen bis zu wo-ist-hier-bitte-ein-Weg-ich-sehe-keinen-Weg!?!? Im Winter geht es noch halbwegs, aber im Sommer hat es schon vielfach Momente gegeben, in denen ich eine Machete herbeigesehnt habe. Vor allem der Wildwuchs am Boden kann einen schon zur Verzweiflung bringen – sich durch hüfthohe Brennnessel- und Brombeerstauden zu kämpfen, macht nicht immer Spaß. Dem mag man entgegnen, dass man ja auch umdrehen könnte, wenn man plötzlich vor schier undurchdringlichem Dickicht steht. Könnte man, tu ich aber nicht (immer), so ein kleines Abenteuer hat ja noch niemandem geschadet, zumindest nicht nachhaltig.
Tiere. Natürlich begegnet man in den Leiser Bergen auch dem einen oder anderen Viecherl – Rehen und Hasen fast immer, manchmal auch in erstaunlicher Vielzahl, ein Hirsch ist auch einmal plötzlich vor mir gestanden. Früher gab es Mufflonherden (heute nicht mehr bzw. nur in Gatterhaltung) und Wildschweine gibt es natürlich ebenfalls, allerdings habe ich noch nie eines in dieser Gegend gesehen – was mir ehrlich gesagt auch lieber ist. Auf die im Weinviertel heimischen Greifvögel (also Bussarde, Habichte, Falken und so was) trifft man auch immer wieder. Und angeblich treibt sich auch eine Tierart herum, die mir bis vor Kurzem gänzlich unbekannt war, nämlich der sogenannte Marderhund (schaut aus wie ein Waschbär) – vielleicht erspähe ich ja mal ein Exemplar.
So, und nachfolgend noch ein paar Impressionen – hin und wieder bleibe ich nämlich stehen und mache Fotos…
Und am Ende noch, quasi off-topic, ein kleiner Bezug auf meine Zusammenfassung des letzten Jahres. Ich habe ja so etwas geschrieben wie „2023 kann nicht schlechter werden als das Seuchenjahr 2022“. Das aktuelle Jahr ist nun etwas mehr als 2 Monate alt. Die erste Woche des Jahres war geprägt durch die Endphase einer Grippe, die meinen Körper dann noch einige Wochen beschäftigt hat. Mitte Februar habe ich mir einen Magen-Darm-Virus eingefangen, der mich 4 Tage lang gequält hat. Und seit ca. 5 Tagen darf ich meine zweite (offiziell dokumentierte) Corona-Infektion durchleben. So viel zu „2023 kann nur besser werden“…