Laufreviere, Teil 3: Schönbrunn

Die ersten 14 Jahre meines Lebens habe ich im 14. Wiener Gemeindebezirk gewohnt, und zwar in der Max-Reinhardt-Gasse, einer kleinen Ruhe-Oase unweit des Beginns der Penzinger Straße, unweit des namenstiftenden Max-Reinhardt-Seminars, unweit des Technischen Museums und unweit von Schönbrunn. Danach wurde ich von meinen Eltern zwar quasi verschleppt, aber da enge Verwandte dort weiterhin wohnten und ich als Jugendlicher und junger Erwachsener immer wieder einzelne Wochen(enden) in dieser Wohnung verbrachte, blieb meine Verbindung zu diesem Grätzl ungebrochen. Und meine erste eigene Wohnung war dann auch genau jene Wohnung meiner Verwandten, die ich dann von Sommer 2004 bis Mai 2008 bewohnt habe.

Zurück zum Laufen. Meine allerersten Laufversuche haben ebenfalls ausgehend von der Max-Reinhardt-Gasse stattgefunden. Ich vermute, dass das im Sommer 1996 war, weil in eben diesem Sommer badete ich meine eigene glorreiche Idee aus, mir einen Monat lang als Briefträger etwas dazuzuverdienen. Mein Rayon waren ein paar Gassen in der Nähe der Wiener Stadthalle, gewohnt habe ich in dieser Zeit – no na – in der Max-Reinhardt-Gasse. Meine Arbeitstage waren am frühen Nachmittag zu Ende, folglich hatte ich viel Freizeit, die ich irgendwie gestalten musste. Und irgendwann hatte ich eben die Idee, mal joggen zu gehen. Das naheliegende Ziel war der Schlosspark Schönbrunn. Der Auer-Welsbach-Park wäre noch näher gewesen, aber der war damals als Hundezone verschrien. Viel weiß ich nicht mehr von diesem Lauf, also wie lang und wie schnell, aber ich kann mich noch erinnern, dass ich mich, als ich mich durch die Touristenmassen, die den Schlosspark heimsuchten, schlängelte, unendlich geniert hab. Ich bin mir so extrem blöd vorgekommen – davor kannte ich das Laufen nur vom Aufwärmen beim Fußball-Training oder vom Turnunterricht, jedenfalls bin ich da immer als Teil einer Gruppe gelaufen. Ich bilde mir ein, weiß es aber nicht mehr genau, dass es in diesem Sommer bei diesem einen Laufversuch geblieben ist.

Nach dem Bezug meiner eigenen Wohnung im Sommer 2004 wurde der Schlosspark Schönbrunn dann aber vorübergehend mein Laufwohnzimmer. Meine Standardrunde hat quasi direkt vor dem Schloss begonnen, dann bin ich zum Eingang beim Hietzinger Platzl gelaufen, dann, im Flachen bleibend, am Neptunbrunnen vorbei geradeaus zum anderen Ende des Schlossparks, also quasi zur Grünbergstraße und wieder zurück zum Ausgangspunkt. Manchmal bin ich die Runde auch anders herum gelaufen. GPS hatte ich damals nicht, aber dank Google Earth wusste ich, dass die Runde 3,15 km lang war. Gelaufen bin ich diese Runde sicher einige hundert Male. Und manchmal bin ich die Beuschlreißerrunde rauf zur Gloriette gelaufen, also nicht unten am Neptunbrunnen vorbei, sondern außerhalb vom Zoo beim Tiroler Garten vorbei rauf zur Gloriette und dann neben der Grünbergstraße wieder runter zum Ausgangspunkt. Das waren ca. 4,2 km mit 45 Höhenmeter (die in einem einzigen, teilweise recht steilen Anstieg zu bewältigen sind). Gerade für Intervalltraining war die flache Runde quasi ideal, weil die beiden langen Geraden ziemlich genau 1 Kilometer lang sind. Ansonsten bin ich natürlich auch alle kleinen Wegerl kreuz und quer abgelaufen, aber meistens bin ich auf meinen Standardrunden geblieben. Und wenn die Öffnungszeiten des Schlossparks nicht kompatibel waren mit meiner Laufplanung, bin ich oft außen herum um den Schlosspark gelaufen, manchmal mit Erweiterung nach Hietzing raus bis zum Roten Berg. Schönbrunn war aber fast immer Teil meiner Läufe.

Ich habe damals meine Läufe kaum oder gar nicht dokumentiert, insofern habe ich leider keine Statistiken und keine Ahnung, wie oft ich in Schönbrunn eigentlich gelaufen bin, welche Distanz ich dort zurückgelegt habe usw. Aber, um diesen kurzen Beitrag zum Abschluss zu bringen, man kann durchaus sagen, dass ich im Schlosspark Schönbrunn endgültig zum Läufer wurde.

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