Errungenschaften

Eigentlich sollte dieser Text eher den Titel „Scheitern“ oder „Fehlschläge“ tragen, weil ehrlich gesagt habe ich meine Ziele sehr oft nicht erreicht…aber das klingt so negativ.

Mein allererster Laufbewerb war ein Halbmarathon in Laa an der Thaya 1997. Ich habe damals kurz vorher von diesem Lauf erfahren, war komplett unvorbereitet (ohne dass das jetzt ein Understatement wäre) und habe mir trotzdem irgendwie eingebildet, dass ich da volles Rohr durchlaufen kann. Im Nachhinein kann ich über so viel Naivität (oder Blödheit) nur schmunzeln. Ich weiß es natürlich nicht, aber es würde mich nicht wundern, wenn ich damals auf den ersten fünf Kilometer des Halbmarathons meine für alle Zeiten unantastbare Bestzeit auf dieser Distanz aufgestellt habe. Jedenfalls war ich so nach fünf oder sechs Kilometer ziemlich im Eck und nach circa zehn Kilometer komplett tot. Im Endeffekt habe ich 2:02:25 Stunden gebraucht und dabei – auch hier kann ich nur spekulieren, weil genaue Aufzeichnungen gibt es leider nicht – vermutlich einen desaströsen Positivsplit hingelegt.

Neujahrsvorsätze waren für mich zwar noch nie ein Thema, trotzdem habe ich ein wenig mehr als zwei Jahre später, also am 1.1.2000, beschlossen, dass ein Start beim Vienna City Marathon sicherlich eine gute Idee wäre. An eben jenem Tag habe ich also gleich mit meinem persönlich und völlig kompetenzlos improvisierten Trainingsplan begonnen. Mein damaliges Trainings-Protokoll würde mich heute brennend interessieren (um mein junges Ich schallend auslachen zu können), aber leider ist dieses schon lange verschollen. Ich kann mich aber erinnern, dass ich bei meinem ersten Lauf rund viereinhalb Monate vor dem Marathon-Start mit Ach und Weh vier bis fünf Kilometer geschafft habe. Keine optimale Basis, würde ich meinen. Die Distanzen habe ich dann langsam steigern können, aber weiter als 20 Kilometer bin ich im Training nie gelaufen – vermutlich war der eine „lange“ Lauf, den ich in der Vorbereitung gemacht habe, sogar kürzer. Intervall- oder Schwellenläufe habe ich auch nicht gemacht, allerdings standen damals parallel zum Lauftraining zwei Fußballtrainings plus ein Match pro Woche am Programm, insofern war der Tempoteil dadurch vielleicht eh ganz gut abgedeckt. Jedenfalls habe ich beim Marathon selbst das Unvermeidliche erlebt. Die ersten drei Stunden waren eigentlich ganz ok und ich glaube, dass ich bis dahin auf Kurs war für eine Endzeit von circa 4 Stunden. Im Prater hat mich dann aber leider der Mann mit dem Hammer erwischt und dann konnte ich nur noch ins Ziel traben bzw. gehen. Wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, habe ich für die letzten zwölf Kilometer wohl so knapp 90 Minuten gebraucht, und für die ganze Distanz 4:32:08. Kein Ruhmesblatt.

Die ersten beiden Laufbewerbe meines Lebens kann man wohl als Blödheiten im Geiste des jugendlichen Leichtsinns zusammenfassen. Ich hatte keine Ahnung und habe es halt trotzdem versucht.

In den darauffolgenden Jahren wurde meine Lauferei regelmäßiger und so langsam zum sportlichen Hobby Nummer eins. Die Fußballerei hat mir nämlich mit grausamer Regelmäßigkeit Verletzungen beschert, und diese haben mir keine allzu große Freude bereitet. Mit Mitte 20 habe ich meine Fußballschuhe endgültig an den Nagel gehängt. Es sind in weiterer Folge dann ein paar Wettbewerbsteilnahmen zusammengekommen – allzu viele zwar nicht, aber ich durfte schon einige Erfahrungen sammeln und meine Grenzen kennen lernen. Nachfolgend eine kleine Zusammenfassung…

In Wien bin ich im Rahmen des VCM drei Mal den Halbmarathon angegangen, 2005, 2009 und 2022. Der Erste war ein erbarmungsloser Hitzelauf, mit dessen Ergebnis ich überhaupt nicht zufrieden war (1:48:40). Der Zweite ist trotz sehr kurzer Vorbereitung super gelaufen (1:43:37), da war ich wirklich happy damals. Und der dritte hat nur wenige Wochen, nachdem ich mit SARS-CoV-2 Bekanntschaft machen durfte, stattgefunden, und wurde zur deswegen erwartbaren Katastrophe (2:03:17). Zwei Wochen danach bin ich im Training (im Zuge eines spontan gelaufenen Halbmarathons, den ich gemütlich begonnen und erst nach etwa einer halben Stunde als solchen wahrgenommen habe) allerdings um 15 Minuten schneller gelaufen, ich war da also sicherlich noch arg gehandicapt.

Über zehn Kilometer hatte ich irgendwann mal das Ziel, maximal 40 Minuten zu brauchen. Am Weg dorthin sind mir mal 42:51 gelungen (beim Kremser Sonnwendlauf 2007), danach folgte allerdings eine längere Verletzungspause, und ich habe das später nie wieder ernsthaft probiert. Davor (2006?) konnte ich mal einen Trainingsplan für eine 39-er Zeit voll durchziehen, wurde aber leider in der Wettkampfwoche krank – es würde mich schon sehr interessieren, welche Zeit ich damals geschafft hätte. Ansonsten habe ich seither ein paar 10-er Wettkämpfe bestritten, alle in unter 50 Minuten, und bis auf einen alle in irgendwas zwischen 45 und 50 Minuten. Alles aber ohne spezifische Vorbereitung.

Auch 2007 habe ich die Serie der vom LCC organisierten Eisbärläufe im Wiener Prater absolviert. Mit schöner Regelmäßigkeit bin ich jedes Mal um ein paar Sekunden an meinem Ziel (unter 30 Minuten für die sieben Kilometer) vorbeigeschrammt.

Und ein paar Mal habe ich auch Läufe über kürzere Distanzen mitgenommen. Mein Niveau dabei war nie besser als 21 Minuten über fünf Kilometer. Das scheint so in etwa das zu sein, was ich aus dem Stand heraus (also ohne entsprechendes Tempotraining) im besten Fall schaffe (oder geschafft habe – heute wäre ich sicherlich langsamer).

Was die Königsdisziplin des Straßenlaufs betrifft, also den Marathon, gab es seit meiner Premiere im Jahre Schnee noch drei weitere Versuche. Der erste Versuch – ich glaube, dass das 2003 war, oder 2002? – endete während eines Fußballtrainings mit einem Seitenbandriss im rechten Knöchel. Der zweite Versuch war im Sommer 2007, als der München-Marathon das Ziel gewesen wäre, bereits nach der zweiten Woche der Vorbereitung zu Ende, weil ich ein wenig übermotiviert war und mein Knie folglich leider Probleme machte. Und beim dritten Versuch, es sollte der Vienna City Marathon im September 2021 sein, hat die Vorbereitung eigentlich super funktioniert, mein Ziel (3:59:59) war realistisch und es konnte eigentlich nichts schiefgehen. Dachte ich. Trotzdem war der Lauf vom Start weg durchwachsen und nach ungefähr 28 km bin ich ausgestiegen. Es sollte wohl einfach nicht sein an diesem (viel zu heißen) Tag.

Was wären meine Ziele, würde ich nicht dauernd scheitern? Irgendwann vor 12 oder 13 Jahren habe ich mir folgende (damals meiner Meinung nach ambitionierten, aber durchaus realistischen) Ziele gesteckt: unter 20 Minuten auf fünf Kilometer, unter 40 Minuten auf zehn Kilometer, unter eineinhalb Stunden für den Halbmarathon und (ein bisschen weniger ambitioniert) unter dreieinhalb Stunden für den Marathon. Geschafft habe ich nichts davon, nicht mal annähernd. Jetzt, mit Mitte 40 denke ich, dass eine 19-er Zeit auf fünf Kilometer schon noch möglich wäre. Über zehn Kilometer und den Halbmarathon sehe ich aber ehrlich gesagt keine Chance mehr, diese „magischen“ Grenzen zu durchbrechen. Die dreieinhalb Stunden am Marathon wären wahrscheinlich schon noch möglich, aber da müsste ich mich halt über einen längeren Zeitraum verletzungsfrei vorbereiten können.

Zusammenfassend kann man also schon sagen, dass mein Läuferleben bisher reicher an Enttäuschungen als an Triumphen war. Und trotzdem laufe ich immer noch. Ist scheinbar trotzdem erfüllend, das Laufen.

Comments

No comments yet. Why don’t you start the discussion?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert