Der dritte Bezirk lässt seine Muskeln spielen

Nach meiner Rudolfsheim-Fünfhaus-Umrundung dachte ich eigentlich, dass die Brigittenau der nächste Bezirk auf meiner Liste sein würde – die Reihenfolge richtet sich ja nach der Länge meiner Umrundungsrouten. Allerdings habe ich beim Streckenstudium bemerkt, dass ich bei der Planung meiner Brigittenau-Runde ein Eck vergessen habe. Nach Ergänzung dieses zusätzlichen kurzen Abschnitts hat sich herausgestellt, dass die Landstraße mein nächster Programmpunkt sein würde – was sich zumindest auf die Erreichbarkeit meiner gestrigen Runde positiv ausgewirkt hat. Der Karlsplatz ist nämlich nur wenige Gehminuten von der Grenze des dritten Bezirks entfernt. Los ging es (gestern, also am 5. Mai) an der Ecke Schwarzenbergplatz / Lothringer Straße, dann wieder durch den Stadtpark und bis zum Donaukanal runter. Diesem war dann recht lang zu folgen, nämlich bis zur Ostbahnbrücke. Bis hierher ging alles völlig problemlos dahin, die Streckenführung war auch relativ unproblematisch und vorhersehbar. Es war zwar deutlich wärmer als zuletzt und ich bin eigentlich ein wenig empfindlich, was plötzliche Wetterumschwünge betrifft, gestern bereitete mir das aber keinerlei Schwierigkeiten.

Wieder Stadtpark, Urania, ganz viel Donaukanal bzw. die Landschaft daneben und die Ostbahnbrücke.

Auf den nächsten Abschnitten war es jedenfalls sinnvoll, mit dem Handy in der Hand zu laufen (um regelmäßig einen Blick auf die Route zu werfen), weil mir die Gegend großteils unbekannt war und mehrere Abzweigungen und kleine Gemeinheiten zu bewältigen waren. Zunächst war es aber (noch) nicht schwierig der Route zu folgen – die Abfolge Erdbergstraße / Paragonstraße / Guglstraße / Rosa-Fischer-Gasse / Döblerhofstraße / Modecenterstraße war nicht wirklich zu verfehlen.

Die Gasometer als Blickfang der Landstraße-Umrundung.

Entlang der Urschenböckstraße habe ich mich allerdings gleich bei der ersten wirklichen Gelegenheit verkoffert, weil ich nämlich nicht am Gehweg gelaufen bin, sondern es für einen kurzen Abschnitt vorgezogen habe, auf der Fahrbahn zu laufen. Leider habe ich übersehen, dass ab einem gewissen Punkt Fahrbahn und Gehweg baulich getrennt waren – einerseits durch Zäune, vor allem aber hat die Trennung zu einem Höhenunterschied von schätzungsweise drei oder vier Meter geführt. Umdrehen wollte ich nicht, insofern bin ich über die Zäune und eine Böschung runtergeklettert und von so etwas wie einer Zwischentrasse runtergesprungen (das war fast ein wenig abenteuerlich).

Von oben hinter dem Zaun nach unten musst ich mich durchschlagen.

Kurz danach folgte der erste planmäßige Umweg. Die Gleise der S7, so wie die Bezirksgrenze eigentlich verläuft, war aufgrund der baulichen Trennung nämlich keine Option. Die sinnvollste Alternative war, ein kleines Eck am T-Center vorbei über Rennweg und Leberstraße zu laufen, zum Sankt Marxer Friedhof zurück, wo es dann planmäßig an der Bezirksgrenze weiterging und welcher ohne Zweifel das Highlight dieser Bezirksumrundung war. Ich wusste sehr wohl, dass hier das Grab von Mozart zu finden ist, der verluderte Charme und das wilde Ambiente dieser letzten Ruhestätte für eine Vielzahl von geschichtlich relevanten Damen- und Herrschaften war mir allerdings bisher nicht bekannt. Was ich auch nicht wusste, war, dass mich Strava bei der Erstellung der Route ein wenig verarscht hat. Meine Route führte nämlich direkt durch die Friedhofsmauer hindurch. Kurz hab ich schon mit dem Gedanken gespielt, ob ich nicht versuchen sollte, über die Mauer zu klettern – unter Zuhilfenahme von einem Grabstein wäre das schon gegangen. Das habe ich dann aber doch nicht gemacht – einerseits aus Respekt vor den Begrabenen (auch wenn denen das wahrscheinlich relativ wurscht gewesen wäre), andererseits war ziemlich viel los am Friedhof und ich glaube nicht, dass diese Kletteraktion unbemerkt geblieben wäre. Und so ganz nebenbei war teilweise so etwas wie Stacheldraht verlegt. Insofern war mein Besuch des Sankt Marxer Friedhofs (zumindest hinsichtlich des Zwecks dieses Laufes) eine ziemlich sinnlose Aktion.

Sankt Marxer Friedhof und seine lästige Friedhofsmauer.

Dass ich an dieser Stelle so ganz grundsätzlich einen Umweg laufen musste, war mir aber ohnehin klar. Die Bezirksgrenze führt hier nämlich mitten durch die Abfahrt von der Südosttangente auf den Gürtel – diese Passage laufend zu bewältigen, ist wohl ziemlich unmöglich und selbst bei entsprechenden Kletterkünsten auch ganz und gar nicht zu empfehlen. Auf der anderen Seite dieses Verkehrknotens angelangt, wurde mein Gleichmut dann noch ein letztes Mal auf die Probe gestellt. Meine Route, um zurück zur Grenze des dritten Bezirks zu gelangen, führte nämlich durch einen Kleingartenverein (was ich allerdings erst in diesem Moment realisierte). Und der Zugang zu dieser Anlage war versperrt. Zumindest gehe ich einfach mal davon aus, weil ich habe erst gar nicht versucht, die Kleingartenvereinstür zu öffnen – selbst wenn sie unverschlossen gewesen wäre, hätte ich wohl keine Anzeige wegen Hausfriedensbruch riskiert (Kleingartenvereinsbewohner sind ja nicht unbedingt als die weltoffensten und entspanntesten Menschen bekannt). Ich bin deswegen zähneknirschend und – ich gebe es zu – ein wenig enttäuscht (ob der doch recht deutlichen Abweichung von der eigentlich geplanten Strecke) entlang der Franz-Grill-Straße bis zur Arsenalstraße gelaufen. Dort habe ich mich dann dagegen entschieden, zurück zum anderen Ende des Kleingartenvereins zu laufen, nur um jenen Teil der Bezirksgrenze, den ich aufgrund des versperrten Wegs versäumt habe, doch noch abzulaufen. Einen Tag später bin ich immer noch ein wenig unglücklich darüber und denke mir, dass ich diese zusätzlichen sechs Minuten vielleicht doch in Kauf nehmen hätte sollen. Naja, bei meiner Simmering-Runde habe ich dann ja die Gelegenheit, dieses Versäumnis nachzuholen.

Ausweichstrecke um die Gürtelabfahrt herum und die Absperrung zum Kleingartenverein Arsenal.

Ab der Arsenalstraße ging es dann mehr oder weniger gerade zum Startpunkt meiner Runde zurück, bis zum Gürtel eben auf der Arsenalstraße, danach noch die Prinz-Eugen-Straße bis zum Schwarzenbergplatz runter.

Blick auf das Arsenal (links) und auf den nahenden Hauptbahnhof (rechts).

Unterwegs war ich insgesamt 1:49:06 Stunden, wobei die reine Laufzeit 1:37:14 Stunden betrug, was mir auf den 16,65 Kilometer (aufgrund der ungeplanten Umwege war die Runde deutlich länger als angenommen, obwohl ich aufgrund der Kleingartensiedlung gegen Ende eine kleine Abkürzung nehmen musste) einen 5:50er-Schnitt beschert hat (womit ich durchaus zufrieden bin). Mein Resümee fällt mittelprächtig aus. Die Strecke an sich ist eigentlich attraktiver als befürchtet. Ok, zwischen dem Sankt Marxer Friedhof und dem Hauptbahnhof waren die durchlaufenen Gegenden ziemlich trostlos, aber abgesehen davon konnte ich den Lauf durchaus genießen. Allerdings empfinde ich die beschriebenen Irrungen und Wirrungen schon als (gar nicht so) kleinen Wermutstropfen. Wie auch immer, es geht voran und die Chancen stehen recht gut, dass ich meinen Plan, vor dem Sommer zumindest alle Bezirksumrundungen, die kürzer als 30 Kilometer sind, erledigt zu haben, in die Tat umsetzen kann.

Exakte Bezirksgrenze (rot) und mein GPS-Track (blau) – die Irrungen und Wirkungen nach dem Sankt Marxer Friedhof sind evident…

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