Running down memory lane

Ich fühle mich eigentlich durch und durch als Wiener. Daran ändert auch nichts, dass ich knapp 12 Jahre im nördlichen Weinviertel gelebt und zwei Jahre in Australien verbracht habe und seit 2008 im Wiener Speckgürtel östlich der Stadtgrenze zu Hause bin. Jene Gegend, mit der ich mich in Wien am meisten identifiziere, ist der östliche Teil von Penzing, wo ich meine ersten 13 Lebensjahre verbracht sowie vier Jahre lang meine ersten eigenen vier Wände bewohnt habe. Zwei Bezirksumrundungen führen mich ganz knapp an diese Gegend heran, die um Penzing selbst und jene um Rudolfsheim-Fünfhaus herum. Erstere ist ja eine von den langen Runden und wird wohl frühestens im Spätsommer stattfinden, zweitere stand gestern, also am Montag, dem 3. Mai, auf dem Programm.

Zunächst war ich ein wenig im Wiglwagl, ob ich laufend zur Bezirksgrenze gelangen (von meinem Arbeitsplatz aus sind das dann doch 3 Kilometer) oder mit der U4 anreisen soll. Ich habe mich dann für die sportlichere Variante entschieden und bin also wieder einmal den Wienfluss entlang stadtauswärts zu meinem Startpunkt gelaufen, nämlich der Kreuzung Linke Wienzeile / Sechshauser Gürtel, neben der Otto-Wagner-Brücke, gegenüber von der dortigen Burger King-Filiale.

Los geht’s…wieder mal den Gürtel entlang…

Ich bin ja, wie schon mehrfach geschrieben, kein ganz großer Fan vom Gürtel. Vor allem macht es aus einer Vielzahl von Gründen nicht sehr viel Spaß, dort zu laufen. Insofern wollte ich diesen Abschnitt schnellstmöglich hinter mich bringen und bin sozusagen entgegen dem Uhrzeigersinn losgelaufen, zunächst am Westbahnhof, dann an der Stadthalle und der Hauptbücherei vorbei. Gelaufen bin ich dabei immer im Bereich zwischen den Fahrbahnen, da laut Plan genau hier die Bezirksgrenze verläuft, was einen weiteren unschönen Aspekt mit sich gebracht hat – Straßenbahnschienen. Große Vorsicht war angesagt, die Querungen waren teilweise unübersichtlich und mein Wunsch, unter einer Straßenbahn Gliedmaßen oder sogar mein Leben zu verlieren, sehr sehr klein. Nach einer gefühlten Ewigkeit (in Wahrheit hat es nicht mal eine Viertelstunde gedauert) habe ich die Gablenzgasse erreicht, konnte einerseits den Anblick der wunderschönen Lugner-City genießen und bin andererseits links abgebogen.

Westbahnhof, Lugner-City und Gablenzgasse.

Ich verbinde – und eingefleischte LiebhaberInnen dieses Bezirks dürfen mich jetzt gerne verfluchen – den Großteil von Rudolfsheim-Fünfhaus ehrlich gesagt mit keinerlei Schönheit und abgesehen vom südöstlichen Rand des Bezirks waren mir vor der gestrigen Runde keine sehenswerten Straßen, Gebäude, Grätzl oder Erholungsgebiete bekannt. Vermutlich war das deswegen so, weil es diese nicht gibt. Zumindest in der Gablenzgasse und den folgenden Straßen und Gassen hat sich mir nichts dergleichen offenbart. Als einzige Ausnahme ließe sich die Graf Radetzky-Kaserne, in der das Militärkommando Wien daheim ist, nennen – zumindest von außen ist das Gebäude durchaus ästhetisch ansprechend. Der Gablenzgasse musste ich bis zur Hofer-Filiale nach der Minciostraße folgen. Die Bezirksgrenze verläuft hier nämlich in einem Grünstreifen, der sich unmittelbar nach diesem Supermarkt an Fußballplätzen entlangschlängelt und es hatte im Vorfeld den Anschein, dass ich mich hier durchschlagen kann, auch wenn es entlang der Grenze keine offiziellen Wege oder Gassen gibt. Dem war dann auch so. Zumindest teilweise. Die zweite Hälfte dieses vermeintlichen Grünstreifens führt nämlich durch die Außenanlagen eines Pensionistenwohnheims und hier bin ich dann leider angestanden, wollte lieber nicht einen drei bis vier Meter hohen (oder eher tiefen) Sprung eine Terrasse hinunter wagen (auf eine Betonfläche) und habe einen kurzen Umweg zähneknirschend in Kauf genommen (auf Ottakringer Gebiet).

Links: mein verbotener (?) Weg durch den Garten einer Wohnhausanlage; rechts: da hätte ich runterspringen
müssen, um der Bezirksgrenze exakt zu folgen.

Danach habe ich mich so langsam aber sicher den zuvor genannten Schauplätzen meiner Kindheit genähert. Zunächst ging es die Schanzgasse entlang bis zur Hütteldorfer Straße (beides nicht schön), dann kurz entlang letzterer bis ich dann der Beckmannstraße runter zur Fenzlgasse gefolgt bin (auch nicht schön) und ein kurzes Stück die (ganz und gar nicht schöne) Johnstraße runter. Bei der dortigen Ampelpause durfte ich dann einen Blick in die Linzer Straße werfen, auf der ich als Kind unzählige Male einkaufen war, wo ich im oder vor dem Modellbau-Geschäft Kirchner (das es tatsächlich immer noch gibt) wieder und wieder um Matchbox-Autos gebettelt habe und wo ich direkt neben der Stelle, an der ich da gewartet habe, zum ersten Mal im Kino war. Das Gloriette-Kino gibt es aber nicht mehr – stattdessen befindet sich dort jetzt ein Kaffeehaus.

Links oben: die wunderschöne Schanzgasse, rechts oben: die wunderschöne Hütteldorfer Straße, links unten: die
wunderschöne Beckmanngasse, rechts unten: die wunderschöne Linzer Straße.

Nun musste ich um das Technische Museum herum und dann wieder zur Schlossallee zurücklaufen, um dann den Auer-Welsbach-Park entlang runter Richtung Schönbrunn meine Runde fortzusetzen. Beim Technischen Museum hab ich mich bei der Routenplanung leider vertan – ich bin, meiner Route folgend, gleich nach dem Technischen Museum abgebogen, hätte aber außen um den Park herumlaufen müssen. An der Ecke Äußere Mariahilfer Straße / Schlossallee war ich dann übrigens ganz knapp dran an meiner Kindheit, zumindest geografisch. Hätte ich ein wenig mehr Zeit gehabt, hätte ich noch einen kurzen Abstecher in die Max-Reinhardtgasse gemacht, so habe ich zumindest einen Blick auf die Zichygasse erhaschen können, in der früher übrigens niemand Geringerer als Heinz Conrads gewohnt hat und die eine Seitengasse meiner früheren Heimatgasse ist.

Technisches Museum (links) und der Anfang der Penziger Straße (rechts, hinter den Mülltonnen befindet sich die
Abzweigung zur im Text erwähnten Zichygasse).

Das Schloss Schönbrunn war dann natürlich die größte Sehenswürdigkeit der Runde. Insofern habe ich mich zwecks Optimierung meiner Fotografierposition unnotwendigerweise ein paar Meter von der Bezirksgrenze entfernt.

Schloss Schönbrunn. Hier hat übrigens im Jahr 2000 die Startnummernabholung für den Vienna City Marathon
stattgefunden.

Danach musste ich nur mehr den Wienfluss entlang zurück zum Startpunkt laufen. Die Baustelle des VIO Plaza im Bereich der U4-Station Meidling Hauptstraße hat mir dann leider den Weg versperrt, weswegen ich über die Schönbrunner Straße ausweichen musste. Am Ende war ich 1:01:32 Stunden unterwegs, wobei die verstrichene Zeit 1:08:19 Stunden betrug. 10,82 Kilometer war der Lauf lang, was einen Schnitt von 5:41 min/km ergibt. Wirklich schön war die Runde nicht (vor allem der erste Teil nicht), aber sehr abwechslungsreich und kurzweilig, sicherlich auch, weil ich einige Stellen, an denen ich vorbeigekommen bin, mit persönlichen Erinnerungen verbinde. Danach ging es im Laufschritt zurück zum Karlsplatz. Sollte mein Muskelkater (nicht vom Laufen, sondern vom Fitness-Center…never skip leg day!) bis dahin einigermaßen abgeklungen sein, geht es bereits morgen weiter…mit…*trommelwirbel*…dem dritten Bezirk!

Exakte Bezirksgrenze (rot) und mein GPS-Track (blau). Links oben sieht man die Stelle, wo es kein Weiterkommen gab und beim Park neben dem Technischen Museum bin ich leider zu früh abgebogen.

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