(Ursprünglich veröffentlicht am 3.10.2009)
Es ist viel passiert in der letzten Woche: Wir haben verspätet den Geburtstag der Queen gefeiert, unsere Sachen haben sich endlich auf den Weg in unsere Wohnung machen dürfen, unsere Wohnung wäre fast übergegangen und Jakob ist jetzt da!
Die Woche hat angenehm begonnen. Mit lange im Bett bleiben, gemütlich aufstehen und den Nachmittag einerseits mit Möbel zusammenbauen/einräumen, andererseits mit Faulenzen verbringen. Warum? In Australien werden die Arbeitnehmer zwar mit deutlich weniger Feiertagen beglückt als in Österreich, am Montag war aber einer der seltenen Anlässe. Jetzt wird es kompliziert: Die Queen hat am 21. April Geburtstag. Gefeiert wird dieses Ereignis in Australien am ersten Montag im Juni. Allerdings wird an genau jenem Tag in Westaustralien (und dort halten wir uns schließlich auf) alljährlich der Gründungstag von Westaustralien gefeiert, weswegen der Geburtstag der Queen und der dazugehörige Feiertag üblicherweise auf den letzten Montag im September verschoben wird. Alles klar? Trotz der ganzen Gemütlichkeit am Montag haben wir aber den Dienstag herbeigesehnt – und zwar aus triftigen Gründen.
Grund Nummer eins war die Lieferung, die wir am Dienstag am Perth International Airport endlich in Empfang nehmen durften. Unsere Sachen aus der Heimat, mühevoll in 14 Kartons und einen Gitarrenkoffer gepackt. Wobei der Weg dorthin ein langer war. Die Kurzversion davon: mit dem Bus in die Stadt – Mietwagen abholen – mit dem Mietwagen (und OHNE Navi, obwohl ich ausdrücklich eines bestellt habe!) zum Flughafen – dort zum Cargo-Center und sagen, dass ich jetzt da bin – 90 Dollar zahlen – zum Zoll und beteuern, dass nichts in den Schachteln ist, was verzollt werden müsste (ein bissl geschwindelt war das schon, weil – und das ist der Oberhammer – man müsste eigentlich alles verzollen, was vor weniger als 12 Monaten gekauft wurde…was soll das bitte?) – dann weiter zur Quarantäne-Behörde – dort knapp 150 Dollar zahlen, weil beschlossen wurde, dass die Fracht geöffnet werden muss (um nach Seuchen und Killerviren zu suchen) – zum Cargo-Center zurück und auf den Quarantäne-Habschi warten – dann gemeinsam feststellen, dass 8 der 14 Kartons Bananenschachteln sind und das grundsätzlich gar nicht geht, weil da mal bakterienverseuchte Lebensmittel drin waren – den Inhalt der Bananenschachteln in dort bereitgestellte Kartons umschlichten – wieder zurück zum Büro vom Cargo-Center und zehn Minuten warten – und dann endlich mit dem Auto vorfahren und das Zeug einladen. Die nicht unwesentliche Vorgeschichte zu dieser Aktion: Unsere Sachen sind ja eigentlich schon am Samstag angekommen. Und ich bin auch bereits am Samstag mit einem extra dafür gemieteten Auto am Flughafen angetanzt…um dann dort zu erfahren, dass der Zoll am Samstag nicht arbeitet. Aus diesem Grund und aufgrund meines oben geschilderten Leidenswegs war ich dann ziemlich erleichtert, dass ich etwa 40 Minuten später unsere „Mitbringsel“ ausladen und in die Wohnung tragen konnte.
Grund Nummer zwei für unsere montägliche Vorfreude auf den Dienstag war ein eher unerfreulicher Anlass. Seit Sonntag waren nämlich alle unsere Abflüsse verstopft. Und wenn ich schreibe verstopft, dann meine ich VERSTOPFT. Zu steigern nur mehr durch zubetonieren. Vor unserer Haustür ist so ein Minikanalgitter und ich hoffe, wir machen keinen allzu zimperlichen Eindruck, aber wir waren nicht so wirklich begeistert, als nach Betätigen der Klospülung Wasser und *ähem*…zersetzte Substanz durch genau dieses Gitter rausgedrückt wurde. Auf einer Grauslichkeitsskala von 1 bis 10 auf jeden Fall eine 7, vielleicht sogar 8. Jedenfalls wurde das dann nach ausdauerndem Lästigsein von einem Installateur behoben. Sein Kommentar zu unserer Verstopfung: „You had a real hard blockade!“…genau so war es.
Der Wochenabschluss war höchst erfreulich und aufregend. Wir sind nicht mehr zu zweit, nein, ein dritter Europäer hat sich zu uns gesellt! Um es nicht allzu rätselhaft werden zu lassen…wir haben uns ein Auto gekauft. Es ist ein Volvo, es ist ein „er“ und er heißt Jakob. Wir haben Jakob auf einer Gebrauchtwagen-Seite im Internet entdeckt und haben uns eigentlich gleich gedacht, dass er perfekt zu uns passen würde. Er ist zwar nicht mehr ganz taufrisch (Baujahr 1995), hat aber überraschend wenige Kilometer auf dem Buckel (151000 und ein paar zerquetschte). Motorisch dürfte er in Ordnung sein, ansonsten ist er ein…wie beschreibe ich es am besten…Charakterfahrzeug. Die Elektrik spinnt halt manchmal (z.B. funktionieren die Blinker nicht immer) und auch sonst hat der Zahn der Zeit ein paar Spuren hinterlassen. Wir haben Jakob trotzdem gern. Am Samstag haben wir natürlich gleich eine kleine Spritztour gemacht. Zuerst zum Shopping, dann zum Strand auf einen Kaffee, die Küste runter nach Fremantle (eine kleine Küstenstadt unmittelbar südlich von Perth) und dann wieder heim nach Claremont. Es ist schon angenehm, wenn man plötzlich nicht mehr auf die teilweise unzuverlässigen Busse angewiesen ist.