Wie es damals zum Blog namens Bushwire kam…

Wie schon in einem früheren Eintrag beschrieben, stand ich 2009, nach erfolgreicher Verteidigung meiner Dissertation, sozusagen am beruflichen Scheideweg. In die Privatwirtschaft gehen oder versuchen, einen Platz im akademischen Bereich zu finden? In dieser Phase wurde mir zugetragen, dass an der University of Western Australia, welche in Perth zu finden ist, eine Postdoc-Stelle zu besetzen ist, die eigentlich perfekt für mich passen würde. Und einen persönlichen Bezug gab es auch noch, da jener Professor, der diese Stelle ausgeschrieben hatte, zufälligerweise ein Studienkollege und -freund meines Doktorvaters war. Zunächst habe ich diese Option sofort vom Tisch gewischt – Nach Australien auswandern? Sicher nicht! – habe davon aber irgendwann (ein paar Tage, ein paar Wochen später?) auch mal meiner Freundin erzählt. Und die war sofort Feuer und Flamme dafür und konnte mich dann davon überzeugen, dass so ein Wagnis ja durchaus auch Früchte tragen könnte. Gut, habe ich mich also beworben, wurde zum Interview via Skype eingeladen und ein paar Tage später erhielt ich die Nachricht, dass ich ausgewählt wurde. Die folgenden Wochen waren geprägt von langen und immer wiederkehrenden Überlegungen (sollen wir? sollen wir lieber doch nicht?) und zahlreichen Gesprächen mit unseren Familien, in denen wir versuchten, ihnen diese Eventualität, die dann doch konkreter und konkreter wurde, schonend beizubringen – nicht alle waren begeistert. So, und am 30. April 2009 (wenn ich mich richtig erinnere) hatte ich dann mein letztes Job-Interview in Wien, das zwar sehr positiv für mich verlief, aufgrund dessen ich dann aber letztendlich realisierte, dass so ein vorübergehendes australisches Abenteuer zu diesem Zeitpunkt doch das Richtige sein könnte.

In weiterer Folge hieß es dann, die diversen Vorbereitungen zu treffen und unser gerade erst gekauftes und bezogenes Häuschen zu vermieten (was überraschend schnell funktionierte). Und nachdem wir uns in den letzten Augustwochen nach und nach von unseren Familien ausgiebig verabschiedet hatten, was mehrfach tränenreich war, teilweise auch (und, wenn ich daran zurückdenke, immer noch) sehr schmerzhaft (weil endgültig), brachten uns meine Eltern Anfang September zum Flughafen und los ging es. Ich kann mich an diese recht unwirklich scheinenden Stunden, in denen wir zuerst nach London, von dort weiter nach Singapur und dann endlich nach Perth geflogen sind, noch gut erinnern. Jedenfalls war diese mühsame Reise ans andere Ende der Welt der Beginn einer zwei Jahre dauernden Zeit, die sehr anders war als alles, was wir davor und danach erleben durften. WhatsApp und ähnliche Dienste gab es damals noch nicht wirklich, Smartphones besaßen wir (und die meisten anderen) auch noch nicht und um zu Skypen, musste man noch externe Kameras auf den Laptop oder wohin auch immer zwicken. Die Kommunikation nach Hause war also nicht so einfach und unkompliziert wie das heutzutage der Fall wäre. Deswegen hatte meine Freundin die glorreiche Idee, einen Blog über unsere Zeit in Australien zu gründen, und getauft wurde er Bushwire. Ich stand dem Geblogge zunächst skeptisch gegenüber, habe aber nach wenigen Woche entdeckt, dass mir das durchaus Spaß macht. Und so entstanden im Laufe der zwei Jahre, die wir in Australien verbrachten, viele Texte, in denen wir versuchten, unser Leben und unsere Reisen in Australien darzulegen.

Jetzt ist es so, dass der alte Blog tatsächlich noch verfügbar ist – ich finde die Zugangsdaten zu unserem alten WordPress-Account nicht mehr und kann den Blog nicht löschen oder deaktivieren 🙂 – aber die Aufmachung usw. entspricht nicht unbedingt mehr dem, was man heute, also mehr als 10 Jahre später, noch gut findet. Insofern möchte ich nicht alle, aber einige ausgewählte Beiträge hier noch einmal veröffentlichen. Passen würde das eigentlich auch zur Kategorie „Ich forsche, also spinn ich“, weil mein Wunsch bzw. meine Entscheidung, in der Forschung zu bleiben, war ja quasi der Auslöser für das alles. Andererseits geben diese Texte eher persönliche Erlebnisse wieder und haben mit Forschung im Allgemeinen nicht so viel bis überhaupt nichts zu tun. Deswegen muss eine neue Kategorie her, nämlich „Ich wanderte aus, also spinn ich“, weil manche haben uns das (also das „Spinnen“) sicherlich ein wenig unterstellt – zuerst Haus kaufen, dann gleich wieder ausziehen, einen Doktortitel in der Tasche und einige Möglichkeiten in der Privatwirtschaft zum Aussuchen und trotzdem die Entscheidung für eine Postdoc-Stelle im weit entfernten Ausland ohne Idee, wie es danach weitergehen würde. Wer nichts wagt, der nichts gewinnt, könnte man aber auch sagen.

Alle paar Tage wird es ab demnächst Flashbacks nach Down Under geben. Aussie, Aussie, Aussie, Oi, Oi, Oi!

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